Tierversuchsfreie Medizin

Historische Grundlagen

Die Beobachtung der Veränderungen am Auge und seiner Umgebung ist so alt wie Menschen einander angesehen haben. In der alten chinesischen Medizin finden sich Hinweise darauf, ebenso wie bei Hippokrates, der sagte, dass man den Charakter des Menschen aus den Augen erkenne.
Die erste Schrift der Neuzeit, in der auf die Zeichen in der Iris und ihre Bedeutung  für die Erkennung von Krankheiten hingewiesen wird, stammt  von dem aus Coburg stammenden Philippus Meyen. Dieser gab 1670 in Dresden sein Buch „CHIROMANTIA MEDICA“ heraus. Zur Diagnostik aus dem Auge macht Meyen im 5. Kapitel folgende, hier im Auszug wiedergegebene Angaben:

„Wenn man betrachten will in welchem Teil des Leibes die Unpässlichkeit sein soll muss man die Augen in vier Teile aufteilen. Der obersten Teil hat den Kopf.      

Weil nun der Magen in ihm eine große Verwandniss werden alle Krankheiten aus dem Magen herrührend inwendig in den Augen gefunden.

Die rechte Seite der Augen zeigt den Zustand aller Gliedmaßen welche inwendig im Leib auf der rechten Seite liegen, als die Leber, die rechte Brust und das Geäder.

Auf der linken Seite der Augen können alle Gliedmaßen  so auf der linken Seiten inwendig liegen als des Hertzens, der linken Brust, die Milz und das kleine Geäder (gefunden werden)  Desgleichen können alle Krankheiten, die von Herzen kommen hier gefunden werden, absonderliche Mattigkeit des Herzens oder Ohnmacht.“

 

Im Jahre 1695 erschien in Nürnberg eine Arbeit von Siegmund Eltholtz und in Göttingen im Jahre 1786 eine Dissertation von Christian Haertels mit dem Titel „De oculo et signo“.
Im Jahre 1724 geht der chinesische Kaiser Chen Lung in einem Buch auf die Bedeutung des Auges bei der Erkennung von Krankheiten ein.
Wenn auch dem Auge schon in alten Zeiten eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet wurde, so beziehen sich diese Arbeiten doch mehr auf die Semiotik, d.h. auf die Ganzheitsschau, die sich aus Harn-, Hand-, Nagel- und Antlitzdiagnose zusammensetzt. Diese wird heute weder an einer Hochschule gelehrt, noch ist — mit Ausnahme der Harnschau — irgend etwas davon in den Kreisen der Hochschulmedizin auch nur zum mindesten bekannt oder gar anerkannt. Es ist aber gut. sich daran zu erinnern, dass alle diese Methoden bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein ganz offiziell von den Ärzten zur Diagnosestellung her angezogen wurden.

Die Revolution der Irisdiagnose

Der Mann, dem wir die Augendiagnose in der heutigen Form verdanken, ist der praktische Arzt Dr. med. Ignaz von Péczely aus Budapest (l826—l9ll).

Mit der Arbeit: „Entdeckungen auf dem Gebiet der Naturheilkunde. Anleitung zum Studium der Diagnose aus dem Auge“ stellte er seine seit 20 Jahren ausgeübte und erprobte Methode im Juli 1880 als Broschüre in deutscher Sprache der Öffentlichkeit vor. Péczely lehrte, dass bestimmte Zeichen in der Iris mit Organerkrankungen im Zusammenhang stehen und aus der Lokalisation eines solchen Zeichens in der Iris auf Erkrankungen des entsprechenden Organs geschlossen werden kann. Er erstellte eine ausführliche Topographie, in der die Reflexzonen der inneren Organe, Muskeln, Knochen und des Nervensystems eingezeichnet waren.

Péczely inspirierte direkt und indirekt viele Irisdiagnostiker, die als Ganzes gesehen, die Entwicklung der Irisdiagnose bis heute prägen. Er fand großen Anklang in Deutschland, das zu dem bedeutendsten Land in der Erforschung und Anwendung der Irisdiagnose wurde. Mehrere naturheilkundliche Arzneimittel-Firmen haben ihre Entstehung direkt dem Einfluss der Irisdiagnose zu verdanken. Dazu zählen die heute bekannten Firmen PASCOE, MADAUS und TRUW.  Auch in Schweden, England, Frankreich Österreich, in der Schweiz und den USA, Spanien und Norwegen , nahmen sich Ärzte und andere naturwissenschaftlich Interessierte der Irisdiagnose erfolgreich an.